Der letzte Tag der Schöpfung

von
Wolfgang Jeschke
Heyne Verlag, 52121, ca. 320 Seiten,
erschienen im November 2005

letztetagderschöpfungRätselhafte archäologische Funde in Europa lenken die Aufmerksamkeit der amerikanischen Regierung auf sich. Sie bestärken sie ein Projekt weiter zu führen, an dem man schon eine gewisse Zeit arbeitet. so wendet man alle Ressourcen auf, um Zeitmaschinen zu entwickeln, mit denen man fünf Millionen Jahre in die Vergangenheit vordringen kann. Dies soll dazu dienen, die Vormachtstellung der USA in der Gegenwart zu stärken. Die Idee ist, den arabischen Scheichs das Öl mit einer Pipeline abzupumpen, um es ihren Zugriff zu entziehen. In speziellen Förderstätten soll es dann aus der Vergangenheit in die Gegenwart geholt werden, damit die USA ihre Abhängigkeit gegenüber den Scheichs verliert. Man hat die Zeitperiode ausgewählt, in der das Mittelmeerbecken trocken lag, weil es das Projekt in vieler Hinsicht erleichtern würde. So schickt man Menschen und Material in die tiefe Vergangenheit, doch als die Expeditionsteilnehmer dort ankommen, erwartet sie eine böse Überraschung...

Schon vor den Bestsellern von Andreas Eschbach gab es deutsche SF-Romane, die das Zeug hatten Klassiker zu werden. Wolfgang Jeschkes Der letzte Tag der Schöpfung ist aus diesem Stoff gemacht. Von der ersten bis zur letzten Seite weiß der Autor mit seiner Handlung den Leser an sich zu fesseln. Er bedient sich dabei zwar den typischen Mustern des SF-Abenteuers, bietet aber dennoch ein Lesevergnügen auf hohem Niveau. Die Story ist ausgeklügelt und beginnt erst mit langsamen Schritten, bevor sie in der zweiten Hälfte Aspekte aufzeigt, die man eigentlich nicht erwartet hätte. Es entfaltet sich vor dem Auge des Lesers eine Zeitreisegeschichte, die den Vergleich mit ihren großen Vorbildern nicht zu scheuen braucht. Aber Wolfgang Jeschke schafft noch viel mehr. Er zeigt auf, dass ein Roman auch fünfundzwanzig Jahre nach seinem Erscheinen immer noch aktuell sein kann. Der letzte Tag der Schöpfung erschien bereits 1981. Damals war die Vision eines ausgetrockneten Mittelmeerbeckens in der Geologie noch eine unausgegorene Theorie, die von vielen Wissenschaftlern belächelt wurde. Heute weiß man allerdings, dass die Austrocknung tatsächlich stattgefunden hat und ein solches Ereignis in der Vergangenheit bereits mehrmals stattgefunden hat.

Für die Neuausgabe im Rahmen der Heyne Reihe Meisterwerke der Science Fiction hat der ehemalige Redakteur und Herausgeber des Heyne SF-Programms noch einmal Hand angelegt und den Roman komplett überarbeitet. Das heißt jetzt nicht, dass er großartige Änderungen vorgenommen hat, sondern vielmehr einige wissenschaftliche Fakten etwas angepasst hat. Dazu gibt es noch ein Nachwort von Jeschke, in der er auf verschiedene Ereignisse eingeht, die ihn bewogen haben, sich der damals umstrittenen Austrocknungstheorie anzuschließen und seine Handlung darauf aufzubauen. Garniert wird das kleine Juwel mit einem Vorwort von Frank Schätzing, der mit seinem Science Thriller Der Schwarm einen Bestseller abgeliefert hat. Der letzte Tag der Schöpfung ist ein Roman, der in keiner guten SF-Sammlung fehlen darf.

Andreas Schweitzer